(Quelle: Gerhard Junge-Lampart, abgedruckt in den BNN)
Das war schon beeindruckend, was das Regierungspräsidium als Planungsbehörde an Schaubildern, Berechnungen, Prognosen am 11. Juli in Rinklingen vorgestellt hat. Im Ergebnis: Vorzugsvariante wirtschaftlicher, aber weniger umweltverträglich, Grenzwerte werden nicht überschritten, alles kein Problem. Die Widersprüche und offenen Fragen verstecken sich zwischen den Zeilen.
Für mich drängen sich ganz andere Fragen auf.
In welchen Zeiten leben wir? In Südeuropa toben Waldbrände, in Afrika reiht sich eine Dürrekatastrophe an die andere, Menschen sind auf der Flucht, Trockenheit, Starkregen und Überschwemmungen sind auch bei uns angekommen, heiße Luftströme ziehen bis zum Nordkap. Die Folgen des von Menschen gemachten Klimawandels kosten den deutschen Steuerzahler jetzt schon Milliarden (BNN 19.07.2022, S. 1).
Vor diesem Hintergrund ist es mir unbegreiflich, wie unsere Politiker in Bund, Land und Stadt immer noch glauben, eine Ortsumfahrung bauen zu müssen. Sie nehmen dafür in Kauf, dass mit einem schwarzen Asphaltband die Landschaft zerschnitten, wertvolle Ackerböden zerstört und der Luftaustausch in den immer heißer werdenden Sommern ungünstig beeinflusst werden. Während die Notwendigkeit der Entsiegelung von Hitze speichernden Flächen erkannt wird (BNN 16.07.2022, S. 23), soll draußen vor der Stadt ein Teil der Landschaft neu versiegelt werden.
Wie lange noch träumt die automobilselige Mehrheit des Brettener Gemeinderats den Traum vom grenzenlosen (Verkehrs-)Wachstum? Weniger Individualverkehr statt Anziehung noch größerer Verkehrsströme durch Verlagerung wäre eine gute Idee.
Warum ignoriert die Planung komplett den Schutzauftrag des Bundesverfassungsgerichts gegenüber künftigen Generationen und die verschärften Ziele im Klimaschutzgesetz 2021? Wann folgen endlich Taten auf die Absichten im Koalitionsvertrag von SPD/GRÜNE/FDP, wo Flächenverbrauch reduziert und beim Fernstraßenbau Sanierung und Erhalt vor Neubau gesetzt wird? Immerhin soll der geltende Bundesverkehrswegeplan von 2016, in dem auch die B294-Umgehung steht, überprüft werden.
Wann dämmert es allen Verantwortlichen, dass alles, was wir hier in unserer kleinen Welt an Umweltzerstörung und Klimaaufheizung anrichten, Auswirkungen auf Mensch, Tier, Natur und Klima anderswo hat?
Und wie lange glauben wir alle miteinander, so weitermachen zu können wie bisher?
Gerhard Junge-Lampart, Bretten