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Wohin soll die Reise gehen?

16.05.2024

QUO VADIS BRETTEN

von Björn Böttle

Die Zukunft einer Stadt ist geprägt von den Entscheidungen, die heute getroffen werden. In Bretten stellen sich die Bürger und die Kommunalpolitik die Frage: Wohin soll die Reise gehen? Soll Bretten wachsen und expandieren, oder ist es an der Zeit, die Größe zu halten und neue Wege für eine nachhaltige Entwicklung zu erkunden? Diese Frage steht im Mittelpunkt einer lebhaften Debatte, die die Gemüter bewegt.

Regionalplan und Flächenverbrauch: Der Fall Rinklingen

Ein Brennpunkt dieser Diskussion ist die geplante Erweiterung von Gewerbeflächen in Rinklingen sowie die Entwicklung des Ortes zu einem neuen Gewerbeschwerpunkt [1]. Vor zwei Jahren beruhigte Oberbürgermeister Wolff die Bürger, während der Informationsveranstaltung zur geplanten Südwestumfahrung, mit der Aussage, dass das Gewerbegebiet in Rinklingen „vom Tisch“ sei. Doch aktuelle Entwicklungen zeigen ein anderes Bild. Der Entwurf der Fortschreibung des Vierten Regionalplans Mittlerer Oberrhein deutet auf die Ausweisung neuer Gewerbeflächen hin, insbesondere südwestlich von Rinklingen im Zusammenhang mit der geplanten Ortsumgehung B294 .[2]

Die Sorge der Bürger ist verständlich. Eine derartige Ausdehnung durch Gewerbeflächen würde nicht nur die Struktur des Stadtteils komplett verändern, sondern auch zu einer Beeinträchtigung der Lebensqualität, bedingt durch zunehmenden Verkehr und Versiegelung von Naturflächen, führen. Die Bedenken, die im Raum stehen, betreffen nicht nur die ökologische Nachhaltigkeit, sondern auch die langfristige Lebensqualität der Bürger.

Unabhängig davon, wo Gewerbegebiete in diesem Ausmaß geplant werden, stellt sich die Frage nach der Sinnhaftigkeit und den potenziellen Auswirkungen auf Natur, Lebensqualität und die langfristiger Entwicklung der Gemeinde.

Weiterentwicklung der Stadt: Konzept und Plan fehlen

Eine entscheidende Herausforderung für Bretten liegt in der fehlenden Entwicklung einer klaren Stadtentwicklungsidee [3]. Die Diskussionen im Gemeinderat offenbaren eine Uneinigkeit darüber, wie die Stadt in Zukunft gestaltet werden soll. Zitate wie „Es fehlt ein Stadtentwicklungsplan“ verdeutlichen die Dringlichkeit einer koordinierten Vision für die Zukunft.

Die Stadtverwaltung betont die Notwendigkeit, Bretten als Mittelzentrum zu stärken und die Ansiedlung neuer Unternehmen zu ermöglichen. Doch diese Bemühungen müssen im Einklang mit den Interessen der Bürger und dem Schutz der Natur stehen. Eine transparente und verantwortungsvolle Entscheidungsfindung ist unerlässlich, um die langfristige Entwicklung der Stadt zu gewährleisten.

Versäumte Chancen und neue Wege

Es ist offensichtlich, dass Bretten bereits einige Chancen verpasst hat. Die mangelnde Einbindung der Bürger und das Fehlen eines ganzheitlichen Konzepts zur Stadtentwicklung haben zu einem Stillstand geführt. Doch es gibt auch Stimmen, die nach neuen Wegen rufen.

In den sozialen Medien werden innovative Ideen diskutiert, wie die Stadtentwicklung neu gedacht werden könnte. Die Möglichkeit einer Kooperation mit dem Karlsruher Institut für Technologie (KIT) oder dem Cyberforum zur Ansiedlung von IT-Fachleuten wird erwähnt. Eine Mischung aus Wohn- und Arbeitsflächen könnte neue Impulse für die Stadtentwicklung setzen und Bretten als attraktiven Lebensraum positionieren.

Umweltschutz und Bürgerinteressen: Ein gemeinsamer Weg

Die Stellungnahme [4] des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), des Landesnaturschutzverbands (LNV) und des Naturschutzbunds Deutschland (NABU) verdeutlicht die ökologischen Bedenken im Zusammenhang mit der geplanten Erweiterung von Gewerbeflächen. Die Missachtung von Tabukriterien und die potenziellen Auswirkungen auf die Natur und das Wasserregime sind alarmierend.

Es ist an der Zeit, dass die Lokalregierung die Interessen der Bürger ernst nimmt und den Schutz der Umwelt in den Mittelpunkt stellt. Eine nachhaltige Stadtentwicklung erfordert einen integrativen Ansatz, der ökonomische, ökologische und soziale Aspekte gleichermaßen berücksichtigt.

Innovative Nutzung bestehender Flächen

Die Suche nach Lösungen für eine nachhaltige Stadtentwicklung erfordert kreative Ansätze und den Mut, neue Wege zu beschreiten. Statt einfach nur nach neuen Flächen zu rufen, sollten wir die Potenziale bestehender Areale effektiv nutzen. Ein Paradebeispiel hierfür könnte die Neugestaltung des Park&Ride-Parkplatzes am Bahnhof in der Rinklinger Straße sein. Anstatt ihn nur als bloßen Abstellplatz zu betrachten, könnte hier eine multifunktionale Infrastruktur entstehen, bestehend aus einer Tiefgarage und einem modernen Bürokomplex.

Maßnahmen wie diese würden nicht nur die städtische Entwicklung vorantreiben und neue Arbeitsplätze schaffen, sondern auch die Verkehrssituation am Bahnhof verbessern. Eine solche Nutzung könnte dazu beitragen, die Lebensqualität in Bretten nachhaltig zu steigern und gleichzeitig ökonomische Impulse zu setzen, ohne weiteren Flächenfraß zu verursachen. Darüber hinaus würde die Schaffung eines neuen Entrees am Bahnhof ein modernes und einladendes Bild von Bretten vermitteln, das Besucher und Bewohner gleichermaßen willkommen heißt und langfristig die Lebensqualität erhält.

Umsiedelung von Unternehmen für zusätzliche Flächen

Ein weiterer Ansatz zur effektiven Flächennutzung wäre beispielsweise die Unterstützung der vollständigen Umsiedelung der Fa. Deurer in den Rüdtwald. Durch die Freigabe dieser Flächen könnten ähnliche Nutzungskonzepte wie am Bahnhof umgesetzt werden. Dies würde nicht nur zusätzliche Flächen schaffen, sondern auch den Erhalt von Naturräumen ermöglichen, Verkehr reduzieren und die Lebensqualität in Bretten weiter verbessern.

Fazit: Eine entscheidende Kreuzung

Bretten steht an einer entscheidenden Kreuzung. Die Zukunft der Stadt hängt davon ab, wie die aktuellen Herausforderungen gemeistert werden. Eine transparente und verantwortungsvolle Entscheidungsfindung, die die Interessen der Bürger und den Schutz der Umwelt in den Mittelpunkt stellt, ist unerlässlich.

Es ist an der Zeit, dass Bretten neue Wege geht und innovative Lösungen für eine nachhaltige Stadtentwicklung erarbeitet. Nur so kann die Stadt ihre Schönheit bewahren und gleichzeitig den Weg in eine lebenswerte Zukunft ebnen. Es liegt an den Bürgern und der Kommunalpolitik, gemeinsam den Kurs für die kommenden Jahre festzulegen und sicherzustellen, dass Bretten weiterhin ein Ort ist, den man stolz sein kann, sein Zuhause zu nennen.

Hinweis:
Am 9. Juni finden die Kommunal- und Europawahlen statt, am 7. Juli wird der neue Oberbürgermeister von Bretten gewählt.
Die Zukunft unserer Stadt liegt in unseren Händen – lassen Sie uns sie gemeinsam gestalten.

Quellen:
[1]: Stadt Bretten: Vorlage zur Sitzung des Gemeinderats am 14.05.2024 (Seite 1, Beschlussantrag 3)
[2]: Stadt Bretten: Karte Regionalplan Bretten Nord-West
[3]: kraichgau.news: Rat diskututiert über Gewerbegebiet in Rinklingen
[4]: Gemeinsame Stellungnahme BUND, LNV, NABU zum Entwurf der Fortschreibung des Regionalplans Mittlerer Oberrhein (30.06.2021)

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